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„Eine ‚erzkatholische‘ Heilig-Rock-Wallfahrt und eine Presbyterin der Evangelischen Kirchengemeinde, wie passt das denn zusammen?“
So manch einer in Trier hatte sich diese Frage wohl gestellt. Auch mir, der Presbyterin selbst, spukte sie noch im Kopf herum, als ich am 13. April 2012 pünktlich um 16:00 Uhr meinen ersten Dienst als Wallfahrts-Helferin antrat – und mich nicht nur der Himmel mit einer kalten Dusche begrüßte:
„Darf es eine Wallfahrtszeitung für Sie sein?“
„Nein, von Euch Schwulen und Pädophilen nehme ich nichts.“
„Ich bin weder schwul noch pädophil, darf es unsere Wallfahrtszeitung für Sie sein?“
„Na dann eben deutlicher: Von Euch Katholiken nehme ich nichts.“
„Ich bin auch nicht katholisch, darf es jetzt eine Wallfahrtszeitung für Sie sein?“
(Hochrot) „Na dann geben Sie schon her.“
So hatte ich mir das nicht vorgestellt!
Gott sei Dank waren derartige Formen der Kritik und Abwehr dann doch nicht an der Tagesordnung, wie sich im Laufe der Wallfahrt immer mehr herausstellen sollte. Ganz oft gab es ein einfaches, aber ernst gemeintes Dankeschön, einen schlichten Händedruck, einen warmen Blick - begleitet von „Ihr Helfer seid das Herz der Wallfahrt“ oder „Es hat so gut getan, dass Sie mir so lange zugehört haben.“
Mit mir ist aber noch viel mehr geschehen: Fast unmerklich bin ich im Laufe der Heilig-Rock-Wallfahrt – und ich möchte sie viel lieber Christuswallfahrt nennen – zur Mitpilgerin geworden. Mit Sicherheit haben die zahlreichen Gespräche und Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen dazu beigetragen. Gespräche, in denen es ganz oft um Glaubensfragen ging – eben um das, was wir in unseren Herzen bewegen. Aber da gab es auch die Taizé-Gebete in der Konstantin-Basilika, in denen ich – für eine Protestantin völlig unüblich – lernte, meine Stirn auf ein Kreuz zu legen und meine Sorgen bei Jesus „abzuladen“. Da war das „Night-fever“ in der Kirche St. Gangolf, wo ich mehr als zwei Stunden saß,
(für eine Protestantin ebenso unüblich) kniend betete und Jesus plötzlich sehr präsent und mir nahe war. Da war meine ganz persönliche „Erholungsoase“: die „Schatzkammer“ der Projektstelle „Wege erwachsenen Glaubens“, in der ich mich mehr als einmal mit dem „Emmaus-Weg“ auseinandersetzte und mir die (bohrende) Frage stellte: „Wo stehst Du mit Deinem Glauben, liebe Alexandra? Und: Kannst Du es zulassen, dass Jesus Dich auch dort berührt, wo Du Dich so gerne (vor Dir selbst) versteckst?“
Dann, am zweitletzten Tag der Wallfahrt, wurde ich gefragt, ob ich den Ehrendienst am Schrein übernehmen wolle. Nun hatte ich lange Zeit, das „Treiben“ unmittelbar vor dem Heiligen Rock in Ruhe zu betrachten. Was ich sah, berührte mich zutiefst: Menschen, denen die Tränen über die Wangen liefen, als sie ihre Hände auf den Schrein legten, Menschen die sehr bewegt beteten, Menschen, die ihre ganze Lebensgeschichte zu erzählen und “bei Jesus abzulegen“ schienen.
Für mich ein Moment, den ich nicht in Worte fassen kann.
Ja, die Wallfahrt hat mich verändert – auf eine völlig überraschende Art und Weise und in einem Ausmaß, wie ich es mir zuvor niemals erträumt hätte.
Alexandra Lossjew, Trier
Gut erkennbar und mit der unübersehbaren und doch unaufdringlichen Botschaft *Ich helfe*: Die Helfer/innen bei der Heilig-Rock-Wallfahrt
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