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SymposionFachtagung 2007

 

Dr. R. Knoepffler-Parsons, Freising

„Madeleine Delbrêl -
Beispiel eines Menschen, der im Glauben erwachsen wurde"

Vorbemerkung:

Folgende Ausführungen sind nicht nur Ergebnis des Studiums der Schriften von Madeleine und über Madeleine, sondern stützen sich vor allem auf die lebendige Erfahrung mit der von Madeleine gegründeten Gemeinschaft, die nach wie vor in Ivry lebt und wirkt. Diese Gemeinschaft gab der Verfasserin über die letzten 16 Jahre hinweg lebendiges Zeugnis. Vieles erfuhr ich im abendlichen Gespräch mit ihnen, für vieles ließen sich hier auch zahlreiche Stellen zitieren. Es ist vor allem aber die Biographie von Christine de Boismarmim (Rues des villes - chemins de Dieu), die für alle an Madeleine Interessierten erster Referenzpunkt sein könnte.

0. Einführung: Die Sehnsucht nach Glauben

„Das mit Gott kommt mir ganz komisch vor, ich kann es manchmal einfach nicht glauben. Ich schwimme und ich schwimme auf hoher See und ich würde so gerne in den Hafen einlaufen und ich bin keine gute Schwimmerin - ich möchte so gerne beten."

So die Worte einer ca. 40jährigen Frau, die glaubt und zweifelt und doch glauben will und dann wieder voller Zweifel ist. Der Glaube ist eine Sehnsucht, der Glaube verheißt Sinnerfüllung und Antwort auf die brennende Sinnfrage. Madeleine Delbrêl ging es nicht anders. Sie suchte und suchte, sie war am Ende mit ihrer Weisheit und ihrem Leben, sie war am absoluten Tiefpunk, als sich für sie , die bekennende Atheistin, die „gewaltsame Bekehrung" e

1. Wer ist Madeleine Delbrêl? - Eine kurze Einführung in ihr Leben

Madeleine ist uns bekannt als Sozialarbeiterin, Schriftstellerin, Gründerin einer Gemeinschaft von Frauen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, nach dem Evangelium zu leben. Sie war überzeugte Atheistin gewesen und war dann eine umso glühendere Christin. Ihr Leben (1904-1964) fällt zusammen mit den beiden Weltkriegen, dem kalten Krieg und dem Beginn des Vaticnaum II. Wie hat sich ihr Glaube entwickelt?

2. Eine kleine Glaubensgeschichte. Vom Kommunionkind über die intellektuelle Atheistin zur „militante chrêtienne"

2.1 Madeleines kindlicher Glaube (vgl. Fowler. „undifferenzierter, intuitiv- projektiver Glaube)

Was wir über Madeleines erste Glaubensschritte wissen, klingt vertraut. Wenn auch ihr Vater sich schon immer vom Glauben distanziert hatte, so war ihre Mutter doch bürgerlicher Herkunft und eine religiöse Sozialisation blieb eine Selbstverständlichkeit. Die Ernsthaftigkeit ihres kindlichen Glaubens zeigte sich in minutiösen Mitschriften ihres Erstkommunionunterrichts und ihren schon damals bohrenden Fragen.

2.2 Der Einfluss ihres intellektuellen und „aufgeklärten" Vaters (vgl. Konventioneller Glaube Hier: der Glaube des Vaters)

Dennoch: die Weltsicht des Vaters, die intellektuellen Kreise, in denen er verkehrte und in die er Madeleine einführte, brachten sie von ihrem einst kindlichen Glauben weg. Dazu kam ihre Studienwahl der Philosophie und Literatur und das allgemeine Gefühl der Absurdität, das nach den Grauen des 1.Weltkrieges das Denken der Menschen damals beherrschte. Madeleine gibt sich als junges Mädchen aufgeklärt, um nicht zu sagen blasiert.

2.3 Gott ist tot - es lebe der Tod (individuativ-reflekierender Glaube/Weltsicht)

Ihre atheistische Grundüberzeugung gipfelt 1920/21 in ihrem nahezu berühmt gewordenen Ausruf: Gott ist tot - es lebe der Tod. Unbarmherzig hält sie Gericht über alle möglichen Sinnvorschläge und -angebote: Das einzige was dem Menschen sicher sein kann, ist der Tod, er hat allein die Macht in der Hand. Die Revolutionäre der Jahrhunderte mögen für eine bessere Welt gekämpft haben, aber sie haben sie ja doch nicht erreicht. Die Philosophen haben in all ihrer Weisheit auch keine endgültige Antwort gefunden, die sogenannten guten Menschen, die sich für andere selbstlos einsetzen, haben die Welt auch nicht zu einer besseren gemacht. Die Literaten haben schon gar nichts erreicht und die Pazifisten sind zwar charmant, aber können Krieg und Verderben doch nicht aufhalten. Selbst den Liebenden gibt sie keine Chance, da doch ein „Ich liebe dich für immer" von Haus aus zu einer Farce verurteilt ist, wo doch alle Menschen sterblich sind. Bleiben noch die Eltern, die in ihren Kindern eine Sinnerfüllung und ein Fortleben sehen können, aber Madeleines selber hat für sich längst beschlossen, dass sie keine Kinder möchte. Die biographische Erklärung der gescheiterten Ehe ihrer Eltern drängt sich als Erklärungsmodell für eine solche Einstellung geradezu auf. Und selbst Künstler und Photographen, deren Werke wir noch lange nach ihrem Tod bewundern, entlarvt Madeleine als Lügner, da sie im letzten doch nur so tun können, als würde alles ewig weitergehen.

2.4 Der Tanz auf dem Vulkan

Ihre Antwort auf diese Aporie: Das Leben in vollen Zügen genießen. Da es wie ein Vulkan jederzeit ausbrechen sprich verlöschen kann, muss der Moment in vollen Zügen genossen werden. Offen bekennt sich Madeleine zu ihrer Vorliebe zu schnellen Autos, schönen Kleidern und teurem Schmuck, betont aber, dass sie sich von diesen Dingen nicht abhängig fühlt, dass sie nur ein Genuss des Augenblicks sind. Fast möchte man der 21jährigen ihre Fröhlichkeit und Lebenslust glauben, würden nicht ihre eigenen Gedichte, die von Not, Kälte und Verzweiflung reden, dem völlig widersprechen. Madeleine langweilt sich in ihrem eigenen systhematischen Nihilismus.

2.5 Die Möglichkeit des Glaubens - auch Christen können denken

In diese Zeit fällt die Begegnung mit Christen, die sich genauso wie Madeleine als Intellektuelle verstanden wissen möchten, die aber den Schwierigkeiten des Lebens und des Glaubens mit dieser Intelligenz zu begegnen suchen. Madeleine ist beeindruckt und hält das erste Mal Glauben für intellektuell möglich. Ihr Gedichtband „La Route", das einen anerkannten literarischen Preis erhielt ist Zeugnis ihres Ringens und Suchens. Welche Rolle dabei ihre Begegnung mit Jean Maydieu, einem Mitglied dieser christlichen intellektuellen Kreise, spielte kann im letzten nur vermutet werden. Tatsache war, dass sie mit diesem jungen Mann nahezu als verlobt betrachtet wurde, dass dieser aber abrupt Madeleine verließ und sie erst 3 Jahre später erfuhr, dass er zu den Dominikanern gegangen war. Eine tiefe Verletzung war entstanden und das immerwährende Gefühl der Sinnlosigkeit hatte wieder stark von ihr Besitz ergriffen. War es in dieser Zeit, dass sie scheinbar absichtslos in die Kirche Notre Dame ging und um so etwas wie Glauben bat?

2.6 „Éblouissement" - Überwältigt -Werden von der Liebe Gottes: Konversion als Ereignis und Prozess (konjunktiver Glaube)

Wie eine Wüste fühlte sie sich, die sich danach sehnt eine saftige Wiese zu sein. Ihre Sehnsucht nach Glauben und Sinn muss unermesslich groß gewesen sein. In Privatbriefen an eine Freundin, der sie in tiefer Not Trost spenden will, betont sie, wie gut sie selber diese Zeit der Leere und Verzweiflung kennt. War es eine Art Offenbarungserlebnis, war es doch ein längerer Prozess, es ist nicht bekannt. Sie selber aber sagt von sich, dass sie beschloss zu beten und zwar auf den Knien, damit sie sich bewusst bleibe, dass sie Gott bittet. 

Es muss also einen Moment in ihrem Leben in dieser Zeit gegeben haben, wo sie so etwas wie eine gewaltsame überwältigende Bekehrung erfahren hat. Sie notiert an verschiedenen Stellen den 29.März 1924 als ein besonderes und entscheidendes Datum und erinnert sich selbst 25 Jahre später an genau diesen Tag.

 3. „Ich will das, was du willst"

3.1 Die Radikalität der Entscheidung

Von da an entwickelt sich ihr Glaube genauso radikal und direkt wie ihr Unglaube Ausdruck gefunden hatte. Sie wendet sich ihrer Pfarrei zu, trifft auf Abbé Lorenzo, findet Anschluss bei den Pfadfindern und erfährt eine zweite religiöse Sozialisation, die sich vor allem in der ausschließlichen Begegnung mit Menschen abspielt, die geprägt ist von Lachen, Spielen. Sport, Kameradschaft. Madeleine übernimmt schnell mehr Verantwortung, bildet andere Gruppenleiterinnen aus und um den besagten Abbé Lorenzo, ihren geistlichen Führer und Begleiter bis zu seinem Tod im Jahr e1959 entwickelt sich eine Gruppe von jungen Frauen, die den Wunsch aussprechen, ganz für den Glauben in Gemeinschaft zu leben.

Gott ist alles, auf das sie sich bezieht und sie wirft ihre ganze Existenz auf diesen Gott, sie benutzt Ausdrücke wie „total", „exklusiv", „definitv" und „öffentlich" , um die Qualität ihrer Beziehung zu Gott zu beschreiben.

3.2 Begeisterung für den Karmel vs Verantwortung gegenüber den Eltern

Ähnlich wie Edith Stein will die Neubekehrte eine radikale Entscheidung treffen und denkt darüber nach in den Karmel zu gehen, da ihr ein zölibateres Leben die einzig adäquate Antwort auf ihre machtvolle Bekehrung erscheint. Dennoch scheint der Gedanke, dass sie mit einem solchen Leben auch ihre Eltern im Stich lassen müssen , sie von diesem radikalen Schritt abgehalten zu haben.

3.3 Konsequenz des Glaubens: Engagement bei den „Scouts"

So bleibt es vorerst bei ihrem Engagement für die Pfadfinder („scouts") und in dem Kreis der anderen Pfadfinderinnen, der sich um Abbé Lorenzo sammelt, entsteht der Gedanke, eine Gemeinschaft zu bilden, die eine gemeinsame Wohnung hat, wo dennoch jede einzelne ihrer Arbeit nachgeht und der Verdienst für das gemeinsame Wohlergehen zusammengeworfen wird. Fast 20 junge Frauen begeisterten sich für diese Idee, am 13.10. 1933 waren es nur noch drei von ihnen, die sich vom Place d' Italie nach Ivry aufmachten, um dort den Glauben gemeinsam mitten unter den Menschen zu leben.


 

3.4 Berufswahl aus dem Glauben

Weitere logische Konsequenz ihres Glaubens ist die neue Berufswahl, die sie trifft. Adieu ihr schönen Künste, um am Menschen zu sein und dem Nächsten zu dienen scheint Madeleine der Beruf der Sozialarbeiterin weit angemessener.

3.5 Das Evangelium als das tägliche Brot

Das Evangelium nicht wie ein Köfferchen mit sich herum zu tragen, sondern es in jedem Atemzug zu leben, ist das Ideal von Madeleine und der jungen Gemeinschaft.

 3.6 Ivry- die Schule des Glaubens

Das ist in einer Stadt wie Ivry nicht so einfach: Die kommunistische Hochburg des Pariser Banlieues ermutigten nicht gerade zur Mission. Dazu kam, dass sich Christen und Kommunisten in der roten Fabrikstadt feindlich gegenüberstanden. Bis in die Schulhöfe hinein, gehe diese gegenseitige Verachtung, notiert Madeleine erstaunt. Hat sie sich auch von einem Künstlerleben verabschiedet, kann sie doch nicht ihre eigene Natur verschweigen, die nicht anders kann als sich im geschriebenen Wort zu äußern. Auch wenn die meisten ihrer Gedanken erst nach ihrem Tod veröffentlicht wurden (und noch werden), so schrieb sie doch Aufsätze, Gedichte (erst einmal nur für die Gemeinschaft) und auch ein Buch (Ville Marxiste- Terre de mission), das bereits zu ihren Lebzeiten veröffentlicht wurde. Die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus u n d die Zusammenarbeit mit den für Madeleine so wundervollen Menschen, die ihr Achtung und Respekt durch ihren bedingungslosen Einsatz für soziale Gerechtigkeit einflößen, finden darin Gehör. Das atheistische Milieu ermöglicht ihr eine umso intensivere Begegnung mit dem Glauben und man fühlt sich ein bisschen an die Worte von Joseph Ratzinger, jetzt Bendikt XVI. erinnert, der die Atheisten die Propheten unserer Zeit nennt. Sind doch sie es in Ivry, die sich für die Arbeiter einsetzten, die kapitalistische Ausbeutung vor Ort anprangern und für mehr Gerechtigkeit kämpfen. Und als der Bürgermeister der Stadt Maurice Thorez zur Aktion „la main tendue" (die ausgestreckte Hand) aufruft ist Madeleine eine der ersten, die zu den gemeinsamen Versammlungen von Christen und Kommunisten kommt. Denn, so sagt sie, Jesus hat nicht gesagt, „Liebe deinen Nächsten außer er ist ein Kommunist", sondern er hat gesagt „Liebe deinen Nächsten" und damit ist jeder gemeint.


 

3.7 Die kommunistische Versuchung

So verwundert es nicht, dass in all dieser Wertschätzung sich auch die Versuchung einschleicht, für die kommunistische Partei zu kandidieren. Allerdings nimmt Madeleine von diesem Angebot dann doch Abstand, als ihr klar wird, dass die Ideologie des Kommunismus auf ihren ersten Seiten klar die Abschaffung jeder Religion (da sie ja Ausdruck menschlichen Elends ist, das die Kommunisten zu beseitigen intendieren) ist.

3.8 Mission de France

Aber auch die Kirche in Frankereich ist sich bewusst, dass eine Neubesinnung stattfinden muss, dass viele Menschen ohne Glauben sind, sich aber nach Glauben sehnen. Sie ruft die Mission de France ins Leben, die sich gerade dieses Problems annehmen soll. Madeleine wird kontaktiert, da sie durch ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit und im Zusammenleben mit den Kommunisten wertvolle Impulse geben kann.

4. Madeleines spirituelles Testament als Ausdruck reifen Glaubens (universalisierender Glaube)

Es erstaunt zu hören, dass Madeleine ein spirituelles Testament hinterlassen hat. Aber es ist nicht eine Anweisung für die Gemeinschaft, wie es denn weiter gehen solle, wenn Madeleine als Leiterin nicht mehr ist, sondern es ist vielmehr die Ermunterung an ihre Gemeinschaft, in allem und immer der eigenen persönlichen Berufung zu folgen und den Willen Gottes (nicht den Willen einer Person) zur obersten Instanz zu machen bzw. zu belassen. Der persönliche Gottesbezug gibt den Ausschlag, nicht die Strukturen, so Madeleines Credo von Anfang an.

So auch ihre damalige Sonderposition innerhalb der Kirche als eine der ersten Laiengemeinschaften, die innerhalb der Welt ohne Habit, ohne Ordensregel lebte.

5. Beispiele für erwachsen gewordenen Glauben

Ob man Fowlers Vorschlägen folgen will, wie hier der Versuch gemacht wurde, sei jedem einzelnen überlassen. Hier sollen noch einige Beispiele aus Madeleines Leben angeführt werden, die ihr Zeugnis für den Glauben deutlich machen und die ein Zeichen ihres erwachsenen und gewachsenen Glaubens sind.

5.1 Krisen als Entwicklungschancen

Das Wort Krise geriet im Verlauf der Tagung ein bisschen in Misskredit und so soll hier noch einmal auf die Bedeutung der Krise als Entscheidungs und Entwicklungssitutation eingegangen werden. Krisen sind nicht erwünscht, sondern schlicht und ergreifend Teil menschlichen Lebens und sie sind es häufig, die etwas im Leben von Menschen in Bewegung bringen. Madeleine kannte diese Situationen nur zu gut und es war ihr Glaube, der sie durch diese hindurchführte.

5.1.1 Familie

Da war die schwierige Familiensituation, unter der Madeleine zeit ihres Lebens gelitten hat: Der Vater, ein verbitterter Intellektueller, der sich von seiner Familie verlassen fühlte, die er aber nur tyrannisieren konnte, die Mutter aus gutbürgerlichem Milieu, die sich von dem Vater in nahezu allem unterschied. Die Ehe war auseinander gegangen und Madeleine versuchte beiden eine gute Tochter zu bleiben. Dies war oft so schwer, dass sie einmal sogar entmutigt wieder umdrehte und nach Hause kam, weil sie sich einfach den Beschimpfungen des Vaters nicht aussetzen wollte. Sie ging dann dennoch, nachdem sie mit ihren Freudinnen darüber geredet hatte.

5.1.2 Arbeiterpriester

Die Arbeiterpriester hatten sich aus der Mission de France entwickelt. Die Idee, mit den Menschen auch in ihrem Arbeitsleben zu sein,  um sie dort abzuholen,w o sie stehen, hatte viele Anhänger gefunden. Allerdings waren einige Priester durch ihre detaillierte Kenntnis und persönliche Betroffenheit über die Zustände in den Fabriken radikaler geworden, als die Kirche das erwünscht hatte. So kam es schließlich zu einem Verbot der Arbeiterpriester, was Madeleine zutiefst erschütterte, war sie doch eine der ersten Ansprechpartnerin für diese gewesen, die mit ihr das Zusammenleben mit den Kommunisten teilte. Zudem waren Mitglieder der Gemeinschaft in den Fabriken tätig gewesen und wussten genau, was wovon die Arbeiterpriester redeten. Für Madeleine war es sicher eine Enttäuschung, aber es hieß für sie nicht, dass sie sich von der Kirche abkehren müsse oder gar von Gott. Aus ihrem Glauben heraus versuchte sie zu vermitteln und beide Seiten in ihrer Sorge um den Menschen zu verstehen.

5.1.3 Gesundheit

Madeleine hatte von Kindheit an eine sehr fragile Gesundheit. Bereits als kleines Mädchen war sie so wenig belastbar, dass sie Privatunterricht bekam, weil man ihr das Schulleben nicht zumuten konnte. Magenprobleme, Schwindelzustände, Nervenleiden waren ihr sehr vertraut und sie musste mehrfach sich in monatelange Behandlung und Sanatoriumsaufenthalte begeben. Es ist wenig bekannt, weil Madeleine selber nie eine große Sache daraus machte, sondern eher versuchte darüber zu scherzen, wie man aus ihren Briefen entnehmen kann.

5.3 Demut als Grundhaltung des Glaubenslebens Madeleines

Wollte man Madeleines Glauben auf einen Punkt bringen, muss man von Demut reden. Demut im Sinne der Hingabe an Gott, des absoluten Sich Überlassens an den Willen Gottes. Eine Demut, die nicht Forderungen ans Leben stellt, sondern sich den Forderungen des Lebens stellt um ihnen mit Gottes Kraft entgegengehen zu können. Gott als das Allerwichtigste im Leben zu spüren und alles andere diesem unterzuordnen, war ihr Bestreben. Ihr Glaube an etwas Größeres als ihre eigene Entität hatte für Madeleine radikale Konsequenzen. Gottes Willen war für Madeleine in der Wirklichkeit erfahrbar und in dem Anerkennen dieser Wirklichkeit und der manchmal eigenen Machtlosigkeit dieser Wirklichkeit gegenüber. Im Bild des Tanzes hatte sie ihre Gottesbeziehung ("Bal de é l'obéissance") beschrieben, als einen immerwährenden Balanceakt („Spiritualité de vélo"), als eine immer neu sich bietende Gelegenheit („Un nouveau jour"). Madeleine wollte nicht über die Botschaft Jesu reden, sondern sie durch ihr eigenes Handeln erfahrbar werden lassen. Sie war sich bewusst, dass sie manchmal die einzige Kopie des Evangeliums war, das die Menschen je zu Gesicht bekommen würden. Sie war sich auch bewusst, dass ihr Handeln nicht ihre Leistung war, sondern dass Gott sie in allem und durch alles führte.

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